Visualisierung im Beruf nutzen – das kann jeder!

Visualisierung kann man auf vielerlei Arten in den eigenen Berufsalltag integrieren. Meist geht es darum, Inhalte aus dem eigenen Fachkontext sichtbar zu machen, um Wissen zu präsentieren, Dialoge zu dokumentieren oder Probleme zu erkunden. Ein tolles Praxisbeispiel für visuelle Präsentation habe ich vor Kurzem bei einem unserer Trainings in der Schweiz erlebt.

von Martin Haussmann

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Ein Mediziner erklärt „Unaussprechliches“ mit dem Stift

Am Ende der bikablo basis-Trainings erarbeiten unsere Teilnehmer eine eigene Präsentation zu einem eigenen Thema. Lukas, ein niedergelassener Arzt aus Hinwil, erklärte uns anhand eines Plakats, wie Depressionen entstehen und was man dagegen tun kann. Die Gruppe war begeistert von seiner einfachen Darstellung, die mitfühlend und trotzdem irgendwie freudvoll herüberkam. So war uns noch nie ein solch schwieriges, tabubeladenes Thema nahegebracht worden. Bis heute nutzt Lukas diese Zeichnung bei Patienten, die Anzeichen einer depressiven Verstimmung zeigen. Über die Visualisierung, so erklärte mir der Mediziner, falle es ihm viel leichter, mit seinen Patienten ins Gespräch zu kommen, um dann therapeutisch oder beratend tätig zu werden.

Design: Visualisierung ist nicht nur „was für Kreative“!

Wie man sieht: Visualisierung ist nicht nur etwas für Designer, Künstler oder Illustratoren – auch wenn diese Berufsgruppen zunächst ein paar Vorteile zu haben scheinen: Gestalter haben oft ein intuitives Gespür dafür, abstrakte Inhalte in Bildideen umzusetzen. Aber auch sie können in einem bikablo Training lernen, ihre Zeichentechnik zu optimieren, schneller zu werden, sich ein pointiertes Repertoire an visuellen Vokabeln zusammenzustellen oder Kombinationsstrategien zur Bildfindung anzueignen.

Tatsächlich profitieren aber auch viele andere Berufsgruppen enorm von der Kulturtechnik der Visualisierung, auch wenn sie auf den ersten Blick weniger „kreativ“ erscheinen. Vor allem wer sich – wie unser Arzt – an schwierige Themen herantasten muss, kann Visualisierung sinnstiftend nutzen. Und auch andere Expert/innen, die spezifische Inhalte begreifen, miteinander verknüpfen und nachvollziehbar wiedergeben sollen, profitieren davon.

Content: Visual Storytelling bringt Inhalte auf den Punkt

Ein Ingenieur zum Beispiel kann in seinem Beruf Visualisierung nutzen, um eine komplexe Idee verständlich zu machen oder Prozessschritte nachvollziehbar zu präsentieren. So macht er Kollegen, Mitarbeiterinnen und Dienstleistern Sachverhalte verständlich, die für die interdisziplinäre Zusammenarbeit essenziell sind.

Aus demselben Grund ist Visualisierung auch für Wissensarbeiterinnen, Lehrkräfte, Journalistinnen, Texter oder andere Expertinnen ein spannendes Werkzeug. Wie Ingenieure kommen diese Menschen weniger aus dem Bereich „Design“, sondern aus dem Bereich „Content“. Das heißt, bei ihnen steht die Arbeit mit komplexen Fachthemen im Mittelpunkt. Mithilfe erzählerischer Visualisierung („Visual Storytelling“) gelingt es ihnen, einen Austausch mit Kommunikationspartner/innen anzustoßen, oder die Technik für ihr Studium oder einen pädagogischen Beruf zu erlernen.

Kontext: Visual Facilitation erleichtert die Prozessbegleitung mit Teams und Organisationen

Moderatorinnen, Facilitators, Coaches und Beraterinnen arbeiten meist „kontext-bezogen“. Ihnen geht es weniger um die Vermittlung von Fachwissen, sondern um die Begleitung von Lern-, Veränderungs- und Teamprozessen. Sie stehen vor der Herausforderung, sensible Themen in den Dialog zu bringen. Bilder können hier wie Ideenkatalysatoren wirken, die zum Dialog ermutigen, Beteiligung würdigen, Unausgesprochenes auf den Tisch bringen, unterschiedliche Perspektiven sichtbar machen und Vereinbarungen festhalten. Diese Technik nennt man auch „Visual Facilitation“ – die Königsdisziplin des visuellen Denkens, Lernens und der Zusammenarbeit. Der Graphic Recorder ist der bekannteste Vertreter dieses speziellen Berufsfelds.

So wirst dun Visualisierer/in

Passt Visualisierung, Visual Storytelling oder Visual Facilitation zu deinem eigenen Berufsbild? Nimm einen Stift in die Hand und finden es heraus. In unseren bikablo Visualisierungstrainings können wir dich dabei begleiten.

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