Rückfragen mit dem Stift: Visualisierung als zweiter Kommunikationskanal

Wenn du im Dialog mit Kollegen oder Kundinnen wieder einmal den Eindruck hast, dass es am gegenseitigen Verständnis hapert, fehlen dir eigentlich nur drei Dinge: Ein Stift. Ein Blatt Papier. Und ein paar zeichnerische Grundkenntnisse. Schon eröffnet Visualisierung einen zweiten Kommunikationskanal für besseres Verständnis.

Ein Auszug aus unserem Bestseller „UZMO – Denken mit dem Stift“ von Martin Haussmann

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Wie Gedanken im Hirn „verankert“ werden

Schon im Jahr 1971 stellte der Kanadier Allan Paivio an der University of Western Ontario seine Dual-Coding-Theorie vor. Der Wissenschaftler ging davon aus, dass wir einfacher lernen, wenn wir uns Lernthemen auch bildhaft vorstellen. Denn Bilder verarbeiten wir anders als rein verbale oder schriftliche Informationen. Lernen wir also eine Fremdsprache und stellen uns zum Beispiel beim Wort „dog“ auch einen strubbeligen Hund vor, entstehen in unserem Gehirn von ein und derselben Information zwei unterschiedliche „Instanzen“ (Paivio nennt dies „Representations“). Wenn wir uns später an die gelernten Informationen erinnern, können wir beide Informationskanäle aktivieren und die Information damit schneller abrufen.

Dieses Phänomen nutzen wir bei der bikablo akademie auch, wenn wir im Austausch mit einem Gesprächspartner Ideen, Aspekte und Details in kleinformatige Skizzen-Notizen aus Text und Bild übersetzen. Dies nennen wir auch „Gedankenskizzen“ oder „Sketchnoting im Dialog“. Dabei passiert Folgendes:

Wenn wir uns unterhalten, formuliert jeder seine Gedanken. Ich höre, was mein Gegenüber sagt – aber stelle ich mir auch dasselbe vor? habe ich ihn wirklich verstanden?
Zeichne ich parallel das Gehörte auf ein Blatt Papier, verbildliche ich meinem Gesprächspartner, was ich von seiner Ausführung verstanden habe – und biete ihm Einblick in meine eigenen Ideen. Damit eröffne ich aktiv den „zweiten Wahrnehmungskanal“, von dem auch Paivio spricht.
Auf diesen Input kann mein Gesprächspartner eingehen. Was gefällt ihm an meiner Interpretation, was nicht? Was hat er vielleicht anders gemeint?
Schließlich kann auch mein Gegenüber zum Stift greifen und seine eigenen Ideen und seine Vorstellung von der Situation zeichnen. Es entstehen „Gedankenlandkarten“, die im weiteren Gespräch zu einer reflektierten Lösung führen können. So kommen wir zu einem gemeinsamen Verständnis und können einen tiefer gehenden und inspirierten Austausch pflegen.
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Sketchnoten im Dialog – probiers einfach mal aus!

Lege für deine nächste Besprechung mit einem Kollegen Papier und Stifte bereit und versucht gemeinsam, Ideen in kleinen Bildern und Notizen festzuhalten. Um in einem Gespräch effektiv zu sketchnoten, benötigst du eigentlich nur ein paar einfache visuelle Vokabeln. Und keine Angst – es sind nur Skizzen! Da kann nichts schief gehen. 

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