Analog oder Digital: Warum Stefan nie die Visualisierungsideen ausgehen

Bevor komplizierte und abstrakte Themen einen Gedankenstau auslösen können, hat Stefan schon eine Menge Lösungsansätze für digitale und analoge Visualisierung parat. So hat er sich den Ruf unseres „Schweizer Taschenmessers“ für besondere Herausforderungen erworben. Ich habe ihn gefragt: „Stefan, wie kommst du auf deine ganzen Visualisierungsideen?“

von Michaela Ruhfus, bikablo Kernteam

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„Mein Universalwerkzeug ist auf jeden Fall der analoge Stift. Und das kleinere Spezialmesser ist das digitale Visualisieren am iPad. “

Stefan, du bist als Visualisierer unglaublich vielseitig. Kannst analog mit dem Stift und digital mit dem iPad arbeiten, machst bewegte Bilder, bist bei bikablo bildwerk als Graphic Recorder buchbar und entwickelst Trainings. Das hört sich wie eine Wunderwaffe an.

Waffe passt nicht und mit Wundern tu ich mich auch schwer. Aber ich habe einfach viel Spaß dabei, Neues zu entwickeln. Und bei mir gehört auch schon immer das digitale Arbeiten dazu. Von Haus aus bin ich Grafik-Designer und hab im Studium Digitales schon cool gefunden. Wir haben z.B. CD-Roms programmiert, mit Sound und Zeichnung – noch vor dem Internet.

Dann habe ich erst in einer Filmproduktionsfirma viel mit After Effects gearbeitet, Erklärfilme in Agenturen gemacht und bin dann selbständig geworden. Ich hab schon immer viel gezeichnet. Bei bikablo fand ich es dann super, mit Stift auf Papier zu arbeiten UND Erklärfilme machen zu können.

Dann nehmen wir lieber das Bild vom Schweizer Taschenmesser. Wenn du deine bikablo-Skills ausklappst, was kommt denn da zum Vorschein?

Mein Universalwerkzeug ist auf jeden Fall der analoge Stift. Und das kleinere Spezialmesser ist das digitale Visualisieren am iPad. Wobei das iPad selbst schon ein Taschenmesser ist, mit Kamera, Computer, Zeichengerät, Videoschnittplatz, Aufnahmegerät. Was man beispielsweise mit Procreate am iPad machen kann, zeigen wir in unserem Procreate-Videotraining. Ein Beispiel ist das Atmogramm.

Was ist denn das?

Den Begriff haben wir selbst erfunden: Du machst ein Foto und zeichnest dein visuelles Protokoll einer Veranstaltung direkt hinein. Um das zu üben, halte ich im „Visualisieren auf dem iPad“-Training einen Vortrag über das Bärtierchen. Das ist ein abgefahrenes Lebewesen, das seinen Körper dehydrieren kann und derart mumifiziert auch im Weltraum überlebt. Wenn ein Tropfen Wasser draufkommt, wird es wieder lebendig. Total faszinierend! Ich erzähle also von diesem Wundertierchen, die Teilnehmenden machen ein Foto von mir und zeichnen dann in das Foto die Inhalte des Vortrages rein. Da werde ich dann selbst zum Bärtierchen, oder die fliegen um mich herum, ich lande im Weltall und so weiter. Auf jeden Fall kommen dabei immer lebendige, aussagekräftige Wissensbilder raus.

Du machst ja auch Recordings und bist beim Graphic Recording-Training dabei.

Genau. Und das kann man ja auch digital machen am iPad. Hier ergibt sich sogar die Möglichkeit, aufzuzeichnen, wie das Recording entstanden ist und es als Zeitraffervideo dem Kunden anzubieten. Oft ist es für die Beteiligten spannend zu sehen, wie das Bild analog zum Dialogprozess wächst und sich verändert. Das hilft ungemein, neues Wissen zu verankern und zu reflektieren.

Was gibt es noch an deinem Allzweckmesser?

Der Korkenzieher ist definitiv der Boxenstopp! Da bucht jemand mit ganz spezifischen Fragen eine/n Expert/in aus unserem Team und man arbeitet online individuell an konkreten Lernzielen. Man kann fast hören, wie es PLOPP macht, der Korken aus der Flasche ist und es fließt!

Ein schönes Beispiel dafür war für mich ein Boxenstopp zur Visualisierungs-App Procreate. Eine Kundin wollte für die Hilfsorganisation „Kinderberg International“ Bildmaterial mit Fotos, Zeichnung und Text gestalten. Ihr fehlten ein paar grundsätzliche Handgriffe, deshalb hat sie sich schwer getan. Ich konnte ihr ganz gezielte Tipps geben und schon nach einem Boxenstopp sagte sie „Wie cool! Jetzt kann ich durchstarten, jetzt habe ich es verstanden!“

Oh ja, ich gebe auch total gern Boxenstopps, weil der Erfolg so schnell und greifbar ist! So ein Taschenmesser hat ja auch eine Pinzette für digitale Not- und Sondereinsätze. So erlebe ich dich auch oft. Hast du hier ein Beispiel?

Als Corona war, mussten wir ja unsere Trainings auf Online umstellen. Da hab ich kleine Online-Lern-Anwendungen programmiert, mit denen die Teilnehmenden selbständig und kreativ Icons lernen und kombinieren können. Diese kleinen Apps sind nach wie vor in vielen Trainings in Verwendung. Oder ich habe die bikablo-WG entworfen. Das ist ein Check-In-Bereich im Collaboration Tool Mural, auf dem Teilnehmende sich vor einem Training gegenseitig kennen lernen können. Grad entwickle ich ein Miro-Board für ein großes Community Event des WDR.

Und was wäre denn die Säge?

Vielleicht so Sachen, an denen man richtig lang rumsägt und feilt … Ich habe mit Martin zusammen an mehreren Produkten gearbeitet, wie dem Visuellen Wörterbuch bikablo Posters oder den neuen Online Collections. Das war ja die häufigste Frage in unseren Trainings in den letzten Jahren: „Gibt es eure Bücher auch digital?“ Nun können wir endlich mit „Ja!“ antworten.

Was ist denn der Schraubenzieher?

Das könnte das Procreate Trainingsbundle sein: Visualisieren im Handumdrehen! Das habe ich mit Tobi zusammen geleitet. Es sind Videotrainings, mit denen man im eigenen Tempo lernt, mit Procreate kreative Visualisierungen zu zaubern.

Und ich weiß auch schon, was der Flaschenöffner ist: Der ist für Kreativität und Freude zuständig, die man bei deinen Arbeiten spürt! Der Spaß, den du beim Entwickeln hast, kommt total rüber: es zischt und blubbert und schmeckt nach Freibad-Limo oder Feierabendbier!

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