„Können wir den Schlüssel für den Partykeller haben?“

„… wir haben noch was zu besprechen!“ Diese Anfrage erreichte Facilitatorin Kristina Friedrich von der EZB, nachdem sie in einer Konferenz mit 60 Personen mit einem virtuellen Tagungshaus gearbeitet hat – einem gezeichneten, keiner fancy 3D-Animation, wohlgemerkt. Diese Intervention hat etwas ermöglicht, was im andauernden Arbeiten online fehlte: das Gefühl des physischen Zusammenseins und des unmittelbaren Austauschs. Und zwar so konkret, dass auch nach der Arbeitszeit weiter geredet wurde – im Partykeller nämlich.

Was es mit dem Bild auf sich hat und wieso die Methoden aus dem bikablo-Training „Präsenz meets online“ für sie hilfreich waren, berichtet Kristina in diesem Interview.

von Susann Figueredo Hechavarria

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Liebe Kristina, du hast im Essentials-Training ein Bild geteilt, das allen sehr gefallen hat: ein virtuelles Tagungshaus. Was hat es damit auf sich?

Ich war als Facilitatorin für eine Konferenz mit der Abteilung Informations- und Wissensmanagement verantwortlich. Es ging um eine gemeinsame Weg- und Identätsfindung. Das verwendete Tool war Miro, was wir technisch beherrscht haben, aber noch keine sozialen Räume oder Orte für Emotionen beinhaltete. Beides ist aber bei der Bearbeitung von Identitätsthemen sehr wichtig. Dann habe ich im dritten Modul von bikablo online Essentials, „Collaboration Tools“, von Frank Wesseler die Idee mit den gezeichneten Räumen kennen gelernt. Das war eine riesen Entdeckung für mich. Das Bennennen von Arbeitsräumen nach tatsächlich vertauten Räumlichkeiten ist eine einfache, aber sehr wirkungsvolle Intervention. Das konnte ich daran merken, dass es auch nach der Arbeitszeit noch einen regen Chat gab, in dem oft gefragt wurde „Wo warst du denn heute und mit wem? Ach, im Billardraum, da will ich auch mal hin….“. Sofort kam die menschliche Komponente auf, die wird uns für dieses Thema gewünscht hatten.

Wie erklärst du dir diese Wirkung?

Ich glaube, die Menschen können ein abstraktes Thema dann mit der Verfassung in Verbindung bringen, die sie vom tatsächlichen Beisammensein kennen. Die Idee eines konkreten Raumes bringt diese Stimmung mit rein. So würde ich im „Vortragsraum“ eher Input erwarten, im Billiardraum informellen Austausch. Und je genauer diese Vorstellungen evoziert werden, desto anfassbarer und emotionaler wird die gemeinsame Bearbeitung. Zum Beispiel ist die Idee des Partykellers offensichtlich eine deutsche. Da wir im europäischen Zusammenhang arbeiten, mussten wir den Begriff „Partykeller“ erst mal erklären und haben damit schon große Heiterkeit ausgelöst. Wenn Menschen dann einen Arbeitsraum virtuell betreten, von dem sie Unterhaltung, Internationalität und lockeres Beisammensein erwarten, wirkt sich das auf den nachfolgenden Dialog positiv aus. Ich würde sagen: man wird nicht nur in einen Raum eingeteilt, sondern das Gehirn geht auf Reisen in die eigene Vorstellung und macht das Zusammenarbeiten „greifbar“.

Wie warst du in deinem Job auf das Remote-Arbeiten vorbereitet?

Ganz gut. Als EZB sind wir für Katastrophenfälle gut orientiert und konnten quasi direkt im Homeoffice weiterarbeiten. Und da sind wir jetzt seit einem Jahr, und zwar alle und grundsätzlich. Insofern würde ich sagen, wir sind gut ausgestattet. Trotzdem fehlt oft etwas. Und das ist Emotionalität, unmittelbare intensive Zusammenarbeit und kreative Inspiration.

Wie kamst du auf unser Angebot, und wem würdest du es empfehlen?

Ich bin ja langjährige bikablo-Kundin und Kollegin, insofern habe ich von dem neuen Angebot schnell mitbekommen und entschieden, dass ich bei aller Professionalität in der Online-Arbeit noch vertiefte methodische Kenntnisse und eine Prise bikablo gebrauchen konnte. Bei „bikablo online Essentials“ (Seit 2021: „Präsenz meets online“) habe ich ganz unterschiedliche Expert*innen aus den Bereichen Facilitating, Technik und Visualisierung wiedergetroffen und aus jedem Modul viel mitgenommen – auch wenn bei dem Modulkonzept natürlich das Vorwissen sehr breit gestreut ist und man mal einen neuen Knaller mitnimmt, mal Bekanntes vertieft.

Was anders ist: sonst ist es kennzeichnend für bikablo-Veranstaltungen, dass mit einer kleinen, sehr gut eingespielten Gruppe über einen längeren Zeitraum hinweg im Präsenzraum gearbeitet wird. Das ist aktuell nicht möglich. Daher gibt es diese sechs Module jetzt als Halbtäger, auf Wunsch mit Vertiefungsgruppe. Die Angebote sind einzeln buchbar, dadurch gibt es keine vertraute Gruppe, aber viel Freiheit in der Themenauswahl. Was wie immer bei bikablo ist: hier wird durch eine sehr individuelle Brille geblickt, die auch bei Online-Zusammenarbeit immer den Dialog, die Beteiligung und das Lernen mit allen Sinnen einfordert. Und alle Trainierenden haben das, was sie vermitteln, selbst angewandt und konnten daher viel zum Kontext, zu Fails und Erfolgsfaktoren sagen. Empfehlen würde ich es daher allen, die schon Vorerfahrungen haben, diese aber noch professionalisieren wollen, die sich inspirieren lassen wollen, ohne eine klassische „Rundumschulung“ zu erwarten. Außerdem rate ich es allen, die mehr Emotionalität, Spontanität und Vielfalt in ihre Veranstaltungen bringen wollen.

Liebe Kristina, vielen Dank, dass du uns einen Einblick in deine Arbeit gegeben und uns gezeigt hast, wie du das Gelernte umgesetzt und wieder echte Räume für Begegnung geschaffen hast!

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