Visual (online) Coaching –

Mit Visual Coaching lässt die bikablo akademie ein neues Trainings-Thema vom Stapel – und zwar in zwei Versionen: Das Visual Coaching Präsenztraining (Im Rahmen des Visual Facilitator Curriculums) und der virtuelle Dreiteiler Visual Online Coaching.

Was ist eigentlich Visual Coaching? Welche Erfolgsfaktoren gibt es, um in der persönlichen Prozessbegleitung mit selbstgezeichneten Bildern zu arbeiten? Und was ist der Unterschied zwischen den beiden neuen Angeboten? Das haben wir die drei Coaches und Trainerinnen Annegret Garschagen, Heidrun Künzel und Kirsten Reinhold gefragt.

von Susann Figueredo Hechavarria

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Annegret, Kirsten und Heidrun – Ihr seid alle drei Trainerinnen der bikablo akademie, begleitet aber auch schon seit Jahren als Coaches Menschen, die ihre Ziele (neu) definieren und erreichen möchten. Welche Rolle spielt das Visualisieren in eurer Arbeit?

Annegret: Eine riesige Rolle, möchte ich beinahe sagen. Als ein Unternehmer, den ich in einer Krisensituation gecoacht habe, vor Jahren zu mir sagte: „Dein Bild hat mich durch die letzten Wochen gerettet! Ich habe es jeden Tag angesehen“, ist mir mit Wucht aufgegangen, wie wertvoll Visualisierungen sind, die individuell und situtionsbezogen im Coachingprozess entstehen. Seitdem setze ich mich intensiv damit auseinander, in welcher Form ich Visualisierung im Coaching einfließen lassen kann.

Kirsten: Heidrun und mir ging es ähnlich. So haben wir vor eineinhalb Jahren gemeinsam entschieden: Wir möchten dieses Wissen in einem speziellen bikablo-Training teilen. Seitdem sind wir am Planen, Konzipieren und Pilotieren und haben viele neue Ansätze entwickelt.

Gibt es Methoden im „klassischen“ Repertoire eines Coaches, die über das Visualisieren eine besondere zusätzliche Wirksamkeit entfalten können?

Heidrun: Die meisten Methoden haben ja auch schon eine bestimmte Form der Visualisierung. Oft wird mit Karten, Figuren, Positionen, Modellen oder ähnlichem gearbeitet. Die besondere Wirksamkeit von Visualisierung mit der bikablo-Technik besteht vor allem darin, dass wir flexibel, vielfältig und individuell werden. Wir können hier klassische Methoden wie das „innere Team“ oder eine Zielbilderarbeitung sehr individuell gestalten, aber auch völlig neu denken. Einer unserer Favoriten ist die Methode „Wir bitten zu Tisch!“ geworden, die wir selbst entwickelt und getestet haben. Hier beschreibt der Coachee seine Entscheidungssituation mit dem Bild einer Tischgesellschaft: Wer ist anwesend? Wer sitzt wo? Mit welcher Haltung? Wer sagt was? Wie laut? und so weiter. Das auch zu skizzieren fördert die Tiefe in der Auseinandersetzung, die im Coachingprozess sehr hilfreich ist.

AnnegretWir können aber auch einfach Sprachbilder der Coachees aufgreifen, z.B. „Ich fühle mich wie im Hamsterrad“. Zu dieser Redewendung ist es möglich, gemeinsam mit dem Coachee eine Zeichnung entwickeln. Darüber erreichen wir sehr schnell eine tiefere Ebene ins Gespräch. Der Coachee kommt durch die gezeichnete Visualisierung viel schneller in die eigene Kraft und zu eigenen Lösungen. Aus dem Gespräch entsteht ad hoc eine hochindividualisierte Coachingmethodik, die in keinem Lehrbuch zu finden ist.

Worauf muss man achten, wenn man als Coach die zeichnerische Sprache einsetzt? Gibt es auch Momente, wo das Visualisieren kontraproduktiv ist?

Kirsten: Wichtig im Coaching ist ja, dass der Coachee absolut im Fokus steht. Das Gespür dafür, wann wir welche Form einer Visualisierung anbieten, ist für den Erfolg entscheidend. Die Arbeit mit Bildern müssen wir immer offen anbieten und dürfen den Coachee damit nicht überfahren.

Heidrun: Kontraproduktiv wird es, wenn wir einen intensiven gedanklichen oder emotionalen Moment durch methodischen Aktionismus überlagern. Das gilt jedoch für alle Coachingmethoden.

Annegret: Eine zentrale Frage ist natürlich: Wer zeichnet? Wir drücken auch dem Coachee den Stift in die Hand. Da müssen wir eine klare Grenze zwischen „Einsatz von Visualisierung im Coaching“ und „Kunsttherapie“ ziehen. Die ist aber bei unserer Form des Einsatzes klar ersichtlich. Es gehört zur Professionalität jedes Coaches, diese Grenzen zu sehen und zu wahren.

Ihr habt zwei neue Trainingsformate entwickelt – „Visual Coaching“ als zweitägiges Präsenztraining und „Visual Online Coaching“ im virtuellen Trainingsraum an drei halben Tagen. Kurz gefragt: Dasselbe Konzept in zwei verschiedenen „Medien“?

Heidrun: Ganz und gar nicht! Die Arbeit mit Visualisierung im virtuellen Raum ist eine andere! Natürlich gibt es Erfolgsfaktoren, die im Präsenz-Coaching und im Online-Coaching gleich sind. Viele methodische Ansätze sind im Online-Coaching allerdings nur bedingt möglich. Damit gewinnt die Visualisierung an Bedeutung. Auch die technische Umsetzung und der Rahmen sind anders. Das führt dazu, dass wir methodisch anders denken. So können wir Methoden, die wir klassischerweise im Präsenzcoaching anwenden und für die wir den „physischen“ Raum brauchen, durch den Einsatz von Visualisierung so anpassen, dass sie auch im virtuellen Raum funktionieren. Wie wir in diesen Transformationsprozessen denken und wie wir das umsetzen, ist Thema im Visual Online Coaching-Training.

Kirsten: Die beiden Trainings nehmen unterschiedliche Aspekte und Coaching-Methoden in den Blick. Es kommt auf keinen Fall Langeweile auf, wenn jemand beide Trainings besucht.

Das klingt alles sehr spannend! Woran kann ich denn erkennen, dass das Präsenztraining – oder das Online-Training- für mich das richtige ist? Und welche Vorkenntnisse muss ich jeweils mitbringen?

Annegret: Wir steigen in beiden Trainings direkt mit den visuellen Einsatzmöglichkeiten im Coachingprozess ein. Das heißt auch, dass wir sowohl Erfahrungen als Coach voraussetzen als auch erste Visualisierungskenntnisse mit der bikablo-Technik. Optimalerweise haben unsere Teilnehmer/innen eine Coachingausbildung (oder vergleichbare Beratungsausbildung), Coachingpraxis und einen bikablo-basics-Kurs besucht.

Kirsten: Durch die Herausforderungen in den Coronazeiten sind noch mehr Coaches in Online-Formate eingestiegen und suchen nach Techniken und Inspiration. Ich sage Interessierten immer: lies dir die Trainingsbeschreibung auf unserer Website durch. Wenn dich das anspricht, freuen wir uns sehr darauf, dich persönlich kennenzulernen – egal ob vor Ort oder online!

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