Mit Bildern verändern: Was für Karina und Martin Visuelles Denken bedeutet

„Mehr als eine Firma. Mehr als ein Netzwerk. Der Nukleus für eine kreative Arbeitswelt von morgen.“ Das ist die Vision, die die Gründer Martin und Karina mit dem bikablo-Team aus Trainer/innen und Visualisierer/innen teilen. Die Marke bikablo gibt es nun schon seit 2006, die bikablo-Firma seit 2015. Ich habe sie gefragt: „Karina und Martin – was ist eure Vision? Und was bedeutet visuelles Denken für euch?“

von Michaela Ruhfus, bikablo Kernteam

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„Unser Geschäftsziel ist das Gute Leben. Ein Teil davon ist das, was andere „Corporate Social Responsibility“ nennen. Das hängen wir sehr hoch, weil es uns als Menschen wichtig ist, gesellschaftlich Teil von Lösungen zu sein.“

Martin, Karina, 2006 erschien das erste „Visuelle Wörterbuch“, 2011 wurde bikablo als Marke eingetragen, seit 2015 gibt es bikablo als Firma und heute sind wir die führende Marke für visuelles Denken, Lernen und Zusammenarbeiten. War das von Anfang an Eure Vision?

Martin: Ganz ehrlich – an sowas hatte ich damals nie gedacht. Wir waren ja noch Teil der Organisationsberatung Kommunikationslotsen mit Holger Scholz und Roswitha Vesper (mit denen wir bis heute freundschaftlich verbunden sind) und dachten vor allem in kleinen Schritten: Was ist Visualisierung überhaupt? Wie können wir im nächsten Projekt damit einen Unterschied machen? Wie machen wir das nächste Graphic Recording noch besser?

Karina: Ich war damals noch im Schuldienst und Martin Kommunikationsdesigner, und wir haben uns viel Zeit gelassen, dieses Feld für uns zu erkunden, zusammen zu wachsen und zusammenzuwachsen. Wir dürfen nicht vergessen, dass damals Begriffe wie „Sketchnoting“ oder „Graphic Recording“ nur ein paar Insidern bekannt waren. Als Pioniere hatten wir einen großen Spielraum, Dinge auszuprobieren…

Martin: … und damit auch immer wieder auf die Nase zu fallen. 

Irgend eine Idee muss euch ja beflügelt haben…

Martin: Ich hatte immer den Traum, mit tollen Leuten zusammen was auf die Beine zu stellen. Gemeinschaften, die gemeinsam was Neues schaffen – das waren die prägendsten Erlebnisse meiner Jugend. Und ich war schon immer ein Tüftler, der gern Sachen ausprobiert hat: Bilder, Publikationen, Denkmodelle, Fortbildungsideen. Für diese beiden Leidenschaften war der neue Bereich „Visual Facilitation“ bei den Kommunikationslotsen ein großartiger Nährboden. 

Karina: Mir ging es damals wie heute darum, eine Idee von Lernen umzusetzen,  die Menschen erlaubt, ihre wirklichen Potenziale ans Tageslicht zu bringen. Der Schuldienst bot dafür nur begrenzte Möglichkeiten. Rückblickend ist das für mich ein ganz wichtiges Leitmotiv, das sich die ganzen Jahre des Aufbaus und der Entwicklung von Trainingskonzepten und Beratungs-Frameworks durchgezogen hat – bei der Auswahl und Fortbildung unseres Teams genau so wie in der Arbeit mit Trainingsteilnehmenden oder bildwerk-Kunden. 

Visual Facilitator und Gruppe

Es scheint, als hättet ihr euch beide aus euren ursprünglichen Berufen herausgeschält, um gemeinsam eine Berufung zu entfalten und etwas Neues in die Welt zu bringen.

Martin: Könnte man tatsächlich so sagen. Meine Corporate-Design-Kunden damals wollten hübsche Logos und bunte Broschüren, aber nicht Teil von kreativen Selbsterkundungsprozessen sein. Das hat mich frustriert. Irgendwann war mir egal, ob das Logo grün oder blau war. Oder ich habe überlegt, Ehrenamtlichen in Verbänden, die sich keine Werbeagentur leisten konnten, Grafik Design beizubringen. In gewisser Weise ist das, was wir heute als Beratungs- und Fortbildungsmarke machen, auch eine Verwirklichung solcher kruden Ideen.

Wie kam es eigentlich zu der „Doppelspitze“ Karina und Martin?

Karina: Wir haben angefangen, gemeinsam Graphic-Recording-Einsätze zu machen und Trainings zu geben. Und da hat sich schnell rausgestellt, das wir uns gut ergänzen: Martin war immer schon mehr für das „was“ zuständig, ich für das „wie“. Wenn er eine Idee hatte, welche Visualisierungstechniken man grafischen Laien wirkungsvoll beibringen könnte, habe ich den didaktisch-methodischen Rahmen dazu entwickelt. Im Wesentlichen sind diese Schwerpunkte auch heute noch in der Aufgabenteilung in der Geschäftsführung erkennbar.

Gemeinschaft spielt bei bikablo ja eine große Rolle. Wie würdet ihr diesen „Wert“ beschreiben?

Karina: Wir kommen ja beide nicht aus dem klassischen Business, deshalb wussten wir auch gar nicht, wie man „sowas macht“ – also eine profitable Firma am Markt etablieren. Wir dachten uns ganz naiv, die Jobs sind da, wir suchen uns, idealerweise im Umkreis von Köln, genau die Leute, die die größte Leidenschaft für unsere Ideen und Werte teilen, Talent haben und mit denen wir auch persönlich am besten klar kommen.

Martin: Daraus ist ein großartiger, bunter Haufen entstanden. Für mich so eine Art Superhelden-Club, wo jeder seine ganz besondere Superkraft hat, aber natürlich auch seine Schwächen  …

Karina: … und die Kunst ist es jetzt, jeden Tag aufs Neue die Superkräfte auszubauen und kleine Teams zusammenzustellen, in denen jeder seine Stärken leben kann und Schwächen des Sparring-Partners ausgleicht.

… also genau so wie ihr in der Geschäftsführung.

Martin: Ja, das ist eine gute Beobachtung 😉

Jetzt ist sicher auch nicht immer alles „eitel Sonnenschein“ in der Lüderichstraße in Köln.

Karina: Beileibe nicht. Nach Corona, mit der nächsten Krise im Schlepptau, hat sich zum Beispiel der Fortbildungsmarkt drastisch verändert. Viele Dinge, die wir bis 2019 erfolgreich entwickelt und angeboten haben, funktionieren einfach nicht mehr.

Martin: Man könnte jetzt den Spruch bemühen „Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern, die anderen Windmühlen“. So einfach und romantisch ist es aber leider nicht. In vielen Bereichen müssen wir uns mal wieder neu erfinden. Und fallen dabei auch oft wieder auf die Nase. Und das sorgt auch für schwierige Situationen im Büro und Kernteam.

Ich höre von euch oft: „Unser Geschäftsziel ist das Gute Leben“. Was steckt dahinter?

Martin: Ein Teil davon ist das, was andere „Corporate Social Responsibility“ nennen: Klimaneutralität, Pro-Bono-Arbeit im Bildungsbereich, Unterstützung unseres Partners Cap Anamur und so weiter. Das hängen wir sehr hoch. Nicht aus Marketinggründen. Sondern weil es uns als Menschen wichtig ist, gesellschaftlich Teil von Lösungen zu sein.

Karina: Die andere Seite ist die tiefe Überzeugung, dass die Arbeit für die Menschen da ist und nicht die Menschen für die Arbeit. Dass bei uns jeder als ganze Person mitmachen kann, …

… mit all seinen Schwächen und Superkräften?

Martin und Karina: Genau 🙂

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