10 Visualisierungsstrategien, die wir aus Kinderzeichnungen lernen können
Seit mein Sohn einen Stift in der Hand halten kann, bin ich fasziniert davon, wie er sich selbst das Zeichnen beibringt. Ganz im Flow und mit einer Menge Spaß entwickelt er täglich seine Fähigkeiten weiter. Schnell habe ich festgestellt, dass ich als professioneller Visualisierer eine Menge aus seinen Zeichnungen lernen kann.
von Martin Haussmann
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Wie visualisieren Kinder?
Jonas ist 6 Jahre alt und ist wie alle Kinder seines Alters, die ich kenne, ein begeisterter Visualisierer. Zeichnen hat für ihn offensichtlich die selbe Funktion wie das Spiel mit Lego oder Playmobil: Er nutzt den Stift, um in die Fantasiewelten seiner Geschichten einzutauchen. Die sind wie sein Kinderzimmer von Rittern, Droiden, Drachen und Samurais bevölkert. Um sich Bildergeschichten auszudenken, benötigt er genauso wie erwachsene Visualisierer/innen die unterschiedlichsten Figuren und Bildelemente: Was unterscheidet einen Ninja von einem Samurai? Wie kann man eine Burg darstellen, in deren Verlies ein Drache gefangen gehalten wird?
Da beim Zeichnen immer alles schnell gehen muss, soll alles einfach, prägnant und variabel sein. Aus dieser „Ökonomie der Mittel“ heraus entwickelt er erstaunliche Fertigkeiten, wie wir sie so ähnlich auch in unseren bikablo Visualisierungstrainings vermitteln.
10 intuitive Visualisierungsstrategien, die ich von meinem Sohn gelernt habe
- Ikonisch und symbolisch: Jonas zeichnet das, wofür er sich im Moment begeistert: Das sind meist phantastische Geschichten, manchmal reale Begebenheiten („Was habe ich heute erlebt?“) und bisweilen eine Mischung aus beidem („Letzte Nacht habe ich einen Steinriesen und meine verstorbene Oma im Himmel besucht.“)
- Visual und Storytelling: Er erzählt mit seinen Bildern immer Geschichten und kommentiert sie oft laut (für mich oder sich selbst) parallel zu ihrer zeichnerischen Entstehung.
- Visualisierung als Prozess …: Wenn er beginnt, kennt er sein Thema, die Handlung und ihren Ausgang entwickelt er im Tun.
- … und für den Dialog: Er zeichnet, um zu erklären, was er gezeichnet hat und kümmert sich nicht darum, ob Andere die Dinge auch ohne seine Hilfe erkennen.
- Schritt-für-Schritt-Vorgehen: Aktion, Interaktion und Beziehungen entstehen in Jonas Bildern sukzessive: er zeichnet erst einen Ritter, dann den Turm, auf dem er steht, dann zeichnet er darauf eine Kanone und einen zweiten Turm, auf den sie schießt, worauf ein Feuer auflodert, das wiederum gelöscht wird, und so weiter.
- Konturen zeichnen statt malen: Der Stift ist dünn und deshalb für die Konturen da. Meist reicht eine Farbe. Das ist einfach und schnell. Flächen braucht es nur, wenn ein Gegenstand unbedingt eine bestimmte Farbe haben muss.
- Systematisches visuelles Vokabular: Jonas entwickelt eine Systematik für Dinge und Figuren (Ritter: Helm, Schild, Schwert), zeichnet Gleiches immer gleich und variiert die Figuren nur leicht, um beispielsweise unterschiedliche Ritter darzustellen.
- Räumlichkeit: Perspektive ist schwierig und eigentlich auch übeflüssig. Unten im Bild ist vorne, oben ist hinten, und Dinge, die eigentlich hintereinander liegen, kann man genauso gut nebeneinander zeichnen.
- Nutzung des Bildraums: Es muss nicht alles vollgezeichnet werden. Weißraum ist Zwischenraum: Ein Feld, das Meer, der Himmel. Oft ruft der Weißraum danach, mit einem überraschend auftauchenden Protagonisten gefüllt zu werden, oder er bleibt einfach leer.
- Loslassen und Wertschätzung: Manchmal gefällt ihm das Bild hinterher nicht, dann zerreisst er es und fängt einen neuen Entwurf an. Manchmal möchte er es mir oder jemand anderem schenken.
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