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Wissenschaft geht anschaulich!

Landschaftsverband Rheinland: Wie die bildwerk Visuals einem neuen Forschungsbereich Sichtbarkeit, den Akteuren Orientierung und Visualisiererin Birgit Jansen das Ende ihres Geschichts-Traumas bescherte.

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Unter den vielen Themen, für die wir bei bildwerk Visualisierungen erstellen, sind auch ganz junge Disziplinen und aktuelle Forschungszweige. So nutzen wir den Stift zum Beispiel für Erläuterungen und Dialogunterstützung im Rahmen von Klima- und Wasserkonferenzen, beteiligungsorientierter Stadtentwicklung, für die visuelle Dokumentation der globalen „Principles for Peace“ Initiative oder wie in diesem Fall: der Provenienzforschung.

Nicht allen von Ihnen ist das ein Begriff? Das ging uns auch so. Das junge und relevante Forschungsthema beschäftigt sich mit der wissenschaftlichen Klärung der Herkunft eines Kunstwerks oder Kulturguts, aber auch mit der Aufklärung der wechselnden Besitzerverhältnisse. Als Visualisiererin Birgit Jansen diesen Job übernahm war ihr schnell klar: Das wird spannend. Aber auch herausfordernd, hatte sie aus der Schulzeit doch einen gewissen Respekt gegenüber historisch komplexen Themen mitgebracht. Anders als Projekorganisation Andrea Biesler, die im Rahmen ihres Studiums tief in den Kontext eingetaucht war und schnell für eine kleine interne Weiterbildung sorgen konnte.

Auf der Veranstaltung von LVR arbeiteten unterschiedliche Akteure wie Kunsthistoriker*innen, Archivare, ITSpezialisten und Mitarbeitende aus verschiedenen Museen zusammen. Neben dem Austausch zu techischen Themen wie ITbasierten Forschungsmethoden geht es immer auch um die Vernetzung und den Dialog zwischen ganz unterschiedlichen Beteiligten, die auf moralisch ethischer Ebene Lösungen für herausfordernde Fragen finden müssen. Die Rückgabe von Kunst und Kultur an die rechtmäßigen Eigentümer*innen, denen die Werke entweder im Nationalsozialismus oder im Zuge kolonialen Unrechts entwendet worden sind, bringt viel Gesprächsbedarf mit sich:

  • Wie wird der Dialog wird rund um Rückgabe und Besucher*innensensibilisierung gestaltet?
  •  Wie können Museen damit umgehen, dass zentrale Exponate auf diese Weise fehlen?
  • Fehlen diese wirklich, oder kann eine Kopie oder digitale Variante in Kombination mit transparenter Kommunikation der Ereignisse viel informativer sein als das Werk allein?
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Welche Expertise brauchen Visualisierende denn generell?

Wir werden von Kund*innen am Telefon häufig gefragt, ob unsere Visualisierer überhaupt vertiefte Sachkenntnis besitzen. 

Die Antwort ist: Besser keine. Denn die Adressat*innen der Visualisierungen sind meist Menschen mit ganz unterschiedlicher Perspektive und Vorkenntnis, und je besser die Visualisierer Fragen stellen und komplexe Antworten in kleine Schritte zerlegen können, desto vielschichtiger kann ein Thema visuell erforscht und dargestellt werden.

Birgit Jansen hat in dieser Veranstaltung als Graphic Recorderin agiert und die Visualisierung anschließend zusammenfassend vorgestellt. Dafür war eine detaillierte Vorbereitung bezüglich Thema und Zielgruppe wichtig. Beim Zuhören und Kommentieren des Prozesses ging es weniger um die zeichnerische Darstellung als darum, mit dem Ergebnis diesen wichtigen und sensiblen Dialog zu unterstützen. 

Unser Lieblingszitat „Ein Bild ist vor allem ein Auftakt zum Gespräch“, gilt im übertragenen Sinne auch für die Objekte der Provenienzforschung: Nachhaltiger als das Betrachten des Werks an sich kann im Kontext Provenienzforschung die Auseinandersetzung mit den ganz unterschiedlichen Perspektiven auf ein Kunstwerk oder Kulturobjekt sein. 

Ach, und übrigens: Birgit hat durch diesen Job ihre Angst vor historischen Themen überwunden, denn ihre Visualisierungen wurden nicht nur bestaunt und diskutiert, sondern sie konnten bei einem komplexen Thema auch für Schmunzeln und Ahaerlebnisse sorgen.

Unsere internen Forbildung förderte zutage:

Erst 1998 wurde durch 44 Staaten die Washingtoner Erklärung unterzeichnet. Die Unterzeichnerstaaten, auch Deutschland, haben sich verpflichtet, in der Zeit des Nationalsozialismus beschlagnahmte Kunstwerke in ihren Beständen ausfindig zu machen, deren rechtmäßige Eigentümer zu suchen und faire und gerechte Lösungen zu finden.

Ende 2018 erschienen dann der Bericht über die Restitution afrikanischer Kulturgüter durch den französischen Präsidenten Emmanuel Macron und die internationale Diskussion über Kulturgüter aus Afrika in europäischen Sammlungen erhöhte die Aufmerksamkeit für das Thema.

Am 10. April 2019 fand zum ersten Mal der internationale Tag der Provenienzforschung in Deutschland statt, um das Thema und die Tätigkeit der Wissenschaftler in der breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Mehr als 70 Kulturinstitutionen in Deutschland, Großbritannien, Österreich, den Niederlanden und der Schweiz nahmen daran teil. Der Tag wird seitdem vom Arbeitskreis Provenienzforschung e.V. im jährlichen Turnus wiederholt, und dieser Arbeitskreis bzw der veranstaltende LVR war unser Auftraggeber.

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