Cluster, Chunks und Hierarchien – Drei Regeln für Plakat-Visualisierung

In unserer Businesswelt dominieren komplizierte Strukturen. Um sie zu verbessern, müssen wir sie verstehen, und das ist oft gar nicht so einfach. Wenn du komplexe Sachverhalte oder Arbeitsabläufe mit Plakaten visualisierst, bringst du Unübersichtliches auf den Punkt. Worauf du achten solltest, wenn du visuell präsentierst, erfährst du hier.

von Martin Haussmann

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Mein Urgroßvater war Schreiner. Mit wenigen Werkzeugen baute er Tische, Kommoden oder Schränke – und einer davon ziert noch heute meine Küche. Das Besondere an seiner Arbeit war ihre Greifbarkeit. Alles, was er baute, war darauf ausgerichtet, dass jemand anderes es benutzt, und seinen Beruf konnte er stets durch die besonderen Abläufe, Werkzeuge, seinen Arbeitsraum oder die Ergebnisse seines Schaffens erklären.

In der Arbeitswelt des 21. Jahrhunderts sind uns solche bodenständigen Dinge abhanden gekommen. Immer häufiger müssen wir virtuelle Informationen verarbeiten oder komplexe Strukturen, abstraktes Wissen oder große Mengen von Zahlen, Daten und Fakten verstehen. Dass uns das oft schwerfällt, liegt an einer simplen Zahl: der Sieben. Besser gesagt: Es liegt an der „Millerschen Zahl“.

Die „Millersche Zahl“ – oder: warum wir uns meist nur sieben Dinge auf einmal merken können.

Das von George A. Miller 1956 beschriebene Konzept der Millerschen Zahl gehört zu den meist zitierten Themen der Psychologie. Es geht von der Annahme aus, dass ein Mensch sich im Kurzzeitgedächtnis nur sieben (plus-minus zwei) Informationseinheiten („Chunks“) gleichzeitig merken kann. Wären wir also Computer – wir hätten einen ganz mickrigen Kurzzeitarbeitsspeicher, in den im Durchschnitt nur sieben Dinge hineinpassen.

Das zu berücksichtigen ist wichtig, wenn wir beim Visualisieren komplexe Themen auf Plakate übertragen.

Die drei wichtigsten Regeln beim Visualisieren mit Plakaten

Legt man die Theorie der Millerschen Zahl zugrunde, können wir annehmen, dass unsere Informationen am besten verarbeitet werden, wenn wir sie beim Visualisieren in maximal sieben, besser aber nur fünf „Chunks“ zusammenfassen. Um das zu schaffen, müssen wir lernen zu clustern und Inhalte sinnvoll zu hierarchisieren. Am besten funktioniert das, wenn man beim Aufbau seiner Plakate in diesen drei Ebenen denkt und arbeitet:Makro, Meso und Mikro.

MAKRO – Die Gesamtwirkung: Wie plakativ ist das Plakat? Hat es ein Gesicht? Wirkt es interessant, attraktiv, einladend? Die Gesamtwirkung entfaltet sich optimal aus einer Entfernung von zehn Metern und wirkt am besten, je auffälliger die gezeigten Schlüsselbilder und Farben sind.

Strategie: Wähle ein auffälliges Schlüsselbild oder einen Hingucker und bedenke die Farbwirkung!

MESO – Die Struktur: Welche Bereiche sind auf dem Plakat gut erkennbar und wie stehen sie miteinander in Verbindung? Wird der Blick des Betrachters durch passende Elemente geführt? Diese Punkte erkennt man gut aus einer Entfernung von drei Metern.

Strategie: Nutze maximal sieben verschiedene Informationsbereiche („Chunks“) und gestalte diese mit Containerlayouts, trennenden und verbindenden Linien und Pfeilen und einem differenzierenden Farbkonzept. Ordne Bereichsüberschriften und Illustrationen klar zu.

MIKRO – Der Inhalt, Zahlen, Daten, Fakten: Was wird im Einzelnen vermittelt und erklären sich diese Informationen von selbst – oder muss man nachhelfen? Diese Details erkennt man am besten aus einer Entfernung von einem Meter.

Strategie: Nutze Farben, Piktogramme, Text, Grafik und Figuren, um Inhalte sinnvoll zu gliedern und Details bedeutungsvoll zu visualisieren; Achte auf angemessene Textmenge, leserliche Schrift und darauf, dass deine Illustrationen erklärende oder erzählende Qualität erreichen.


Gelingt es, auf einem derart konzipierten Plakat komplexe Informationen strukturiert und hierarchisiert dazustellen, liegen die Vorteile für den Betrachter auf der Hand: Das Plakate bleiben im Raum und wer will, findet darin eine ideale Erinnerungsstütze, kann damit sein Kurzzeitgedächtnis auffrischen und seinen Fokus auf einzelne Teilbereiche konzentrieren.

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